Project Description

Anja Bittner (27)

Übersetzt kostenlos Arztbefunde in verständliches Deutsch

Die Studentin gründete das Internet-Portal washabich.de, übersetzt kostenlos Arztbefunde in verständliches Deutsch.

Den weißen Kittel über, Stetho­skop packen – und los: Anja Bittner (27), Medizinstudentin im 12. Semester, eilt durch die Dresd­ner Uni-Klinik, versorgt Wunden, beantwortet Fragen, hetzt zum OP, um beim nächsten Eingriff zu assistieren.

Hektik und Stress – Alltag in Kli­niken und Praxen. Medizinstuden­ten lernen, damit umzugehen. Auch damit, dass ausführliche Patientengespräche auf der Strecke bleiben. Anja will das nicht hinnehmen: „Patienten haben ein Recht darauf, dass wir ihnen Diagnosen verständlich erklären!“ Effloreszenz? Ingui­nalhernie? Sarkoidose? Viele Kranke bleiben hilflos mit ihrem Befund im Ärzte-Latein zurück. An­ja kennt das. Oft fragen Freunde sie um Rat. Im Januar 2011 kriegt sie mal wieder so einen Anruf. Ei­ne Freundin sitzt vor dem Untersu­chungsergebnis ihrer Mutter: „Da steht was von Metastasen!?“ An­ja erklärt. Abends denkt sie an die Menschen, die keinen zum Erklä­ren haben. Und entwickelt ihre Idee von einem Übersetzungsservice für Patienten! Nur vier Tage später geht www.washabich.de online.

Heute übersetzen dort 270 Me­dizin-Studenten, 40 Ärzte und zwei Psychologen Fachchinesisch in All­tagsdeutsch. Kostenlos, ehrenamt­lich, unter strengen Datenschutz-und Qualitätsregeln. „Die Nutzer laden ihre Befunde anonym bei uns hoch“, sagt Anja, die Krebs-Ärztin werden möchte. „Wir konnten schon über 3000 Patienten helfen.“ Und die sind dankbar: „Sie sind die erste Ärztin, die meine Sprache spricht!“ Oder: „Ich kam mir so blöd vor! Jetzt bin ich informiert, hab viel weniger Angst.“ Anja freut sich über Lob. Sie steckt viel Zeit ins Pro­jekt: „Ich mache oft Doppelschich­ten, hab eine 60-Stunden-Woche. Aber der Einsatz lohnt sich!“

Sie selbst kennt das Gefühl, Me­dizinern ausgeliefert zu sein: „Als Kind litt ich unter einer Autoimmunkrankheit. Mit acht kam ich das erste Mal für drei Monate ins Kran­kenhaus. Insgesamt dauerte es zehn Jahre, bis ich gesund war.“ Darum weiß sie auch genau, was für eine Ärztin sie werden will: Eine, die zuhört. Hilft und so redet, dass die Menschen sie verstehen.

Stand 2012

„Was hab ich?“ gemeinnützige GmbH
INFOS: www.washabich.de
SPENDEN: DE25 3702 0500 0003 6463 00

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