Project Description
Bettina Landgrafe (40)
Ein Herz, ein Leben für Afrika
Seit 15 Jahren zeigt die Krankenschwester aus Hagen, wie Entwicklungshilfe funktioniert: Mit ihrem Verein „Madamfo Ghana e. V.“ kämpft sie gegen Not, Armut, Ausbeutung. Baut Schulen, Kindergärten, Kliniken – immer Hand in Hand mit den Einheimischen.
Noch heute kann sich Bettina Landgrafe an den Moment im Jahr 2001 erinnern, der nichts Gutes versprach: Am Voltasee im Südosten Ghanas kommt sie in ein Dorf ohne Kinder. Und die Kinder sind nicht etwa in der Schule – sondern arbeiten.
Bettina Landgrafe weiß: Fischer halten in dieser Region Mädchen und Jungen als Sklaven. Die Kleinen, einige erst vier Jahre, schuften 14 Stunden täglich. Rudern mit schmächtigen Körpern und kleinen Händchen die Boote hinaus auf den See. Reparieren die Netze, tauchen danach, wenn sie sich verfangen haben. Und manchmal, wenn ein guter Fang ausbleibt, ritzen die Fischer die Kinderhaut mit Messern – das Blut im Wasser lockt die Fische an … Grausam, menschenverachtend, unerträglich. Bettina Landgrafe zerreißt es das Herz, aber sie weiß auch: Empörung allein ändert nichts, Kinderarbeit ist auch in Ghana offiziell verboten. „Wenn man Probleme lösen will, muss man die Menschen verstehen“, sagt die Hagenerin. Also setzt sie sich mit Eltern und Fischern zusammen, stellt Fragen: „Warum verkauft ihr eure Kinder? Warum lasst ihr sie arbeiten? Was braucht ihr?“
Und sie handelt. Bis heute hat Bettina Landgrafe über 110 Kinder aus der Sklaverei befreit. Den Familien hilft sie mit Mikrokrediten beim Aufbau kleiner Betriebe. Baut für die Kinder, die nicht zurück zu den Eltern können, ein Heim. Plant mit den Fischern ein Zuchtprojekt, durch das sie wirtschaftlicher arbeiten – und baut so schrittweise die Sklaverei ab.
Ein Kampf von so vielen, die Bettina Landgrafe in Ghana kämpft. Ein Erfolg von so vielen. 25 Jahre ist sie, als sie 2001 das erste Mal nach Ghana reist. Die Kinderkrankenschwester will ihren Urlaub lang in der Buschklinik im Dorf Apewu helfen. Dort gibt es kein fließendes Wasser, keine Medikamente, keinen Strom. Sie ist geschockt. Aber auch fasziniert von der Herzlichkeit der Menschen.
Zurück in Hagen sammelt sie Geld und kehrt zurück. Immer wieder, mit neuen Spenden und frischer Energie. So kommt Apewu zum Beispiel zu einem Brunnen. Die Bewohner setzen Bettina Landgrafe dafür die Krone auf: Machen sie zu ihrer Nana, zur Mutter des Stammes, zur weißen Königin. Da hat die junge Frau ihr Herz schon längst an dieses Fleckchen Afrika verloren: „Mit niemandem auf der Welt kann ich so herzlich lachen wie mit den Menschen in Ghana.“ 2007 gründet Bettina Landgrafe „Madamfo Ghana“, zu deutsch: „Freunde Ghanas.“ Und schafft Großes: In verschiedenen Gegenden richtet sie Kindergärten und Schulen ein, Kranken- und Entbindungsstationen. In neuen Projekten kämpft sie gegen Mütter- und Kindersterblichkeit.
„Ich werde hier gebraucht, also bleibe ich“
Und sie ermöglicht 600 Jugendlichen eine Ausbildung. Immer in enger Zusammenarbeit mit der Regierung – und den Einheimischen. Darauf legt Bettina Landgrafe Wert: „Ich bin die einzige Europäerin in Ghana, die für Madamfo arbeitet“, betont sie. Hilfe zur Selbsthilfe. Seit 2010 lebt Bettina Landgrafe ganz in Afrika. Weil sie gebraucht werde: „Wenn es um Leben und Tod geht – wie etwa bei den Kindersklaven – da kann ich nicht einfach wieder wegfliegen.“ Und dann lächelt die Frau mit den strohblonden Haaren: „Ich habe einen deutschen Pass – aber im Herzen, da bin ich inzwischen auch Ghanaerin.“
Stand 2017
Madamfo Ghana e. V.
INFOS: www.madamfo-ghana.de
SPENDEN: DE77 4505 0001 0101 9000 90