Eigentlich ist Cäcilia ein ganz „normaler“ Teenager. Sie geht in die elfte Klasse einer Waldorfschule in Hamburg, sie mag Filme und hört gern Musik. Nur eines ist ungewöhnlich: Cäcilia kümmert sich um Demenzkranke, seitdem sie 13 Jahre alt ist. Berührungsängste kennt sie dabei nicht: „Demenzkranke sind immer noch Menschen! Wenn man richtig mit ihnen umgeht, kann man auch noch Spaß miteinander haben. Und das ist toll!“ Drei Jahre ist es her, dass Cäcilia sich bei einem Workshop zum ersten Mal mit dem Thema Demenz auseinandersetzt. „Es hat mich berührt, dass Menschen sich an nichts erinnern“, erzählt sie, „aber auch, wie intensiv sie noch fühlen können!“ Sie beschließt, Betroffenen Fröhlichkeit ins Leben zu bringen, und gründet „DeJou“. Mit Freundinnen besucht sie nun regelmäßig Erkrankte. „Wir sagen gemeinsam Gedichte auf, singen, lachen, sind einfach da.“ Dabei inszenieren sie die Gedichte, lassen Rosenblätter regnen, Sand rieseln, Bänder fliegen. Cäcilias Augen strahlen, wenn sie davon erzählt, wie viel sie von den alten Menschen zurückbekommt. „Eine Dame, die seit Monaten nicht mehr sprach, nahm plötzlich meine Hand und sagte: ,Schön!‘. Ich hatte sie erreicht, das war so wundervoll!“ Inzwischen war Cäcilia auf vielen Workshops und träumt davon, dass viel mehr Jugendliche mitmachen. Daher schreibt sie Schulen an, versucht, auf ihr Projekt aufmerksam zu machen – bisher ohne Reaktionen. „Nicht mal Absagen, gar nichts!“, sagt sie enttäuscht. „Dabei können gerade wir Jungen den Betroffenen viel geben! Wir sind unbefangener als Erwachsene, da Demenz für uns noch so weit weg ist.“ Einmal in der Woche sind die Mädchen zu Besuch bei den Senioren. Ob sich die alten Leute von einem Besuch zum nächsten an sie erinnern? „Nein“, sagt Cäcilia, „aber wenn sie uns sehen, kommen die Emotionen zurück, die sie bei unserem letzten Besuch hatten. Und dann freuen sie sich, weil sie sich zwar nicht mehr an unsere Gesichter erinnern, aber an das gute Gefühl. Es gibt kaum etwas Schöneres, als das zu sehen.“ Und: „Die schönen Gefühle, die wir wecken, spüren wir auch selbst!“

Freuen kann Cäcilia sich jetzt aber auch über eine ganz besondere Auszeichnung: Bei der diesjährigen GOLDENEN BILD der FRAU-Gala wurde sie mit dem Nachwuchspreis überrascht! Comedian Thomas Hermanns hatte die nichtsahnende Cäcilia aus einem Radio-Interview bei NDR 90,3 „entführt“ und sie ins Stage-Operettenhaus gebracht – wo sie von 500 Gästen gefeiert wurde. „Plötzlich stand ich da auf der Bühne, neben mir Kai Pflaume. Ich konnte gar nicht mehr denken, nur noch reagieren. Ich war völlig überwältigt!“ Wenn Cäcilia das nächste Mal mit ihrer Demenzgruppe Zeit verbringt, wird sie noch mehr strahlen…