Project Description
Jennifer Timrott (47)
Für ein Meer ohne Plastik-Flut
Andere sammeln am Strand Muscheln – Jennifer Timrott sammelt Kunststoffmüll. Die Schleswig-Holsteinerin macht mit ihrem Verein „Küste gegen Plastik“ auf eine Gefahr aufmerksam, die Meer, Tier und Mensch bedroht. Und sie zeigt, wie es besser geht
In der Nacht hat Orkan „Xaver“ über der Nordsee gewütet, für Jennifer Timrott gibt es auf der Hallig Hooge viel zu tun. Die ehemalige Krankenschwester ist mit dem Bollerwagen unterwegs, sammelt alles, was das Meer an Land gespült hat: Chipstüten, Angelschnüre, Kanister, Kartoffelsalat-Becher, eine endlose Menge an Kunststoffkram. „Der Deich war bunt vor Plastikmüll“, erzählt die 47-Jährige aus Friedrichstadt. Auf 150 Schritten findet Jennifer Timrott damals allein 226 Deckel von Getränkeflaschen. „In dem Moment war mir klar, dass ich mich für den Schutz der Meere vor Plastikmüll engagieren will.“
Das war 2013. Seitdem hat sie den Verein „Küste gegen Plastik“ gegründet, ein Buch über „Strandgut aus Plastik“ geschrieben, Müll-Sammelaktionen organisiert und sich viele hundert Male nach Getränkedeckeln an Deutschlands Stränden gebückt. Ein Engagement, das sich rumspricht: Mittlerweile ist die „Gummistiefel-Frau“, wie sich Jennifer selbst gern nennt, Meeresbotschafterin des Landes Schleswig-Holstein und sitzt auf Einladung des Umweltministeriums am Runden Tisch gegen „Meeresmüll“ in Berlin.
„Wenn wir nichts tun, gehen wir irgendwann unter“
Woher der ganze Plastik-Müll kommt? „Etwa 80 Prozent stammen vom Festland, also aus den Mülldeponien, oder von den Menschen am Strand, die dort ihre Freizeit verbringen“, sagt Jennifer Timrott, „aber es gibt auch Abfälle, die über die Flüsse ins Meer gespült werden.“
Jennifer Timrott rüttelt nicht nur auf, sie tüftelt auch konkret an Verbesserungen: Ihr Verein ist Partner im BUND-Projekt „Plastikfrei wird Trend“, das die Inseln Föhr und Hallig Hooge ganz von Plastik befreien will. „Dafür arbeiten wir mit dem Einzelhandel zusammen, überzeugen Urlauber, in den Ferien einen plastikfreien Alltag auszuprobieren. Wir wollen das Projekt lokal erproben – und erfolgreiche Lösungen später landesweit übertragen.“
„Wir“, das ist auch Jennifers Ehemann Frank (51), der sich ebenfalls engagiert. Gemeinsam betreibt das Paar außerdem eine Galerie in Sankt Peter-Ording, verkauft Kunstobjekte aus Treibholz. Das Material dafür sammeln die beiden auf ihren langen Spaziergängen an den Stränden des Nordens. Hier, zwischen Wellen und Wind, Weite und Watt, spürt Jennifer jedes Mal aufs Neue, warum sie weiterkämpfen muss: „Das Meer ist einfach wunderschön. Wir müssen es schützen, damit wir selbst nicht irgendwann untergehen.“
Stand 2016
Küste gegen Plastik e.V.
INFOS: www.kueste-gegen-plastik.de
SPENDEN: DE02 21763542 000 7870396