Project Description

Karin Lange (51)

Weil Inklusion so viel mehr ist als nur eine Vision.

In Augsburg hat sie mit viel Liebe das Hotel einsmehr geschaffen – ein Ort, an dem Menschen mit und ohne Behinderung Hand in Hand arbeiten. Auch ihr Sohn Nikolas (19) war dabei Karins Antrieb, er hat das Downsyndrom.

Lächelnd hält Martina die Cappuccino-Tasse unter die große silberne Kaffeemaschine. Gerade ist die Bestellung eines Gastes eingegangen – und die 26-Jährige macht sich sorgsam ans Werk. Vor zwei Jahren hat Martina im Hotel einsmehr ihre Ausbildung angefangen. Zuvor war sie in einer Werkstatt für behinderte Menschen tätig: „Mein großer Wunsch war schon immer, in einem Hotel zu arbeiten“, sagt sie. „Das ging wegen meiner genetischen Besonderheit aber lange nicht, es gab damals nur die Chance in der Werkstatt.“
Etwa 90 Prozent aller Menschen mit Beeinträchtigung landen in einer solchen Behindertenwerkstatt – und eben nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt. Karin Lange will das ändern, geht voran. Die 51-Jährige ist Mitgründerin und Vorsitzende des ­Vereins einsmehr, in dem sich Eltern mit vom Downsyndrom betroffenen Kindern vernetzen und der das Hotel auf den Weg gebracht hat – ein Inklusionsbetrieb, in dem Menschen mit geistigen Einschränkungen jeden Tag zeigen, was sie können.
Die gebürtige Niedersächsin lässt ihren Blick über den gemütlich lichtdurchfluteten Frühstücksraum schweifen: „Hier ist wirklich ein Traum in Erfüllung gegangen.“ Vor neun Jahren wurde die Idee für dieses besondere Hotel geboren. Und 2020, mitten in der Pandemie, mit 73 Zimmern eröffnet. 24 Mitarbeiter verwöhnen die Gäste, 12 von ihnen haben eine Beeinträchtigung. Inklusion ist hier keine Vision – sondern Alltag. Karin Lange und ihr Team möchten beweisen, dass eine inklusive Mannschaft mindestens genauso gut arbeitet wie andere.
Koch Norman hat bisher in Sternerestaurants geschuftet: „Es musste immer alles schnell gehen, es gab nur Druck, Druck, Druck. Hier muss ich meinem Kollegen eine Sache nach fünf Minuten vielleicht noch einmal erklären und dann noch mal. Aber das ist egal, wir haben ein tolles Klima und Miteinander.“
Das sei leider in der Gesellschaft mehr und mehr abhandengekommen, sagt Karin traurig. Es gehe zu oft nur noch um Geld und Kar­riere. Und da könnten gerade Menschen mit Down­syndrom Wachrüttler sein: „Sie sind sehr lebensbejahend und offen, genießen jeden Moment.“
Azubi Martina ist vor Kurzem in ihre eigene Wohnung gezogen, sitzt jetzt viele Stunden über ihren Büchern. Wieder ein strahlendes Lächeln: „Ich will meine Prüfung doch mit Bestnoten abschließen!“

Stand 2023

Infos: www.einsmehr.org

Spenden: DE82 7205 0000 0002 2535 73

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