Project Description

Manuela Maurer (46)

Verbindet die Resozialisierung von Strafgefangenen und die Ausbildung von Blinden-Führhunden.

Mit großen braunen Augen schaut „Molly“ (1) ihr Herrchen an. Uwe (46) streichelt der Labrador-Elo-Hündin über den Kopf. Die beiden sind eine Einheit, das spürt jeder sofort. „Wir vertrauen uns“, sagt Uwe leise. „‚Molly‘ ist nicht einfach nur ein Hund, sie ist etwas ganz Besonderes – nicht nur für mich.“ Uwe hat eine bewegte Vergangenheit: Die meiste Zeit seines bisherigen Lebens war er kriminell, ein Drittel seines Lebens hat er im Gefängnis verbracht, meistens wegen Drogen. Er steht dazu: „Aber ich habe meine Strafe verbüßt, und jetzt mache ich nichts Kriminelles mehr.“ Und dabei hilft „Molly“ ihm. Die beiden sind eins von rund fünf Teams des Projekts „Hundebande“, das die Hamburgerin Manuela Maurer (45) vor vier Jahren gegründet hat: „Wir verbinden zwei Dinge miteinander: Die Resozialisierung von Strafgefangenen und die Ausbildung von Blinden-Führhunden“, erklärt die studierte Sozialpädagogin. Für ihren Traum vom Hundeprojekt gab sie einen gut bezahlten Job in einer Werbeagentur auf, steckt seitdem all ihre Zeit in die „Hundebande“. Der Verein schickt junge Hunde hinter Gitter und schafft dort Patenschaften zwischen Strafgefangenen und Tieren. Ein Jahr lang leben die beiden dann zusammen, werden von Tiertrainern betreut. In dieser Zeit werden die Hunde sozialisiert und lernen die ersten Grundbegriffe, um später zu Blindenführhunden ausgebildet zu werden. „Molly“ hat die ersten Prüfungen bestanden „Den Strafgefangenen hilft das Zusammenleben mit den Hunden enorm bei der Resozialisierung, weil sie lernen, wieder Vertrauen in sich und ihre Umwelt zu setzen“, sagt Manuela Maurer. „Und sie lernen, Verantwortung für ein Tier zu übernehmen und sich an Strukturen im Alltag zu gewöhnen.“ So wie Uwe. Zusammen mit „Molly“ lebt er inzwischen in einer Männerwohngruppe für ehemalige Strafgefangene in Hamburg, arbeitet in einem Fahrradladen. „Molly“ hat gerade erst alle Prüfungen und Untersuchungen für die weitere Blindenhund-Ausbildung bestanden. Uwe ist stolz darauf. Aber auch ein bisschen traurig. Denn jetzt muss er von „Molly“ Abschied nehmen. „,Molly‘ bekommt die weitere Ausbildung von einer Tiertrainerin, die die „Hundebande“ fachlich begleitet, und wird später einem sehbehinderten Menschen helfen“, erklärt Manuela. „Uwe kann ‚Molly‘ so oft er will besuchen.“ Für Uwe waren die „Hundebande“ und „Molly“ der Start in ein neues Leben, aus dem Hunde nicht mehr wegzudenken sind. „Ich habe ,Molly‘ geholfen, sie hat mir geholfen und wird noch mehr Menschen helfen. Das ist ein tolles Gefühl. Jetzt werde ich auf alle Fälle einem anderen Hund eine Chance geben – so wie ich eine bekommen habe.“

Stand 2014

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