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Marga Flader (68)

„Wir kämpfen um jede einzelne Schule“

Das Bild, das Marga Flader antreibt? Afghanische Kinder, die unter zerrissenen Zeltplanen auf dem Boden sitzen, die kleinen Gesichter gezeichnet von Krieg und Angst. Und die trotz allem nur eines wollen: lernen!

Die Lage wird schlimmer. Erst hat das afghanische Ministerium für die „Förderung der Tugend und Verhinderung des Lasters“ Frauen und Mädchen das Arbeiten und den Schulbesuch in vielen Landesteilen verboten. „Jetzt auch wieder die Burka-Pflicht. Männer und Frauen dürfen sich nicht mehr treffen, Frauen nicht allein in ein Flugzeug steigen“, berichtet Marga Flader, Vorsitzende vom Verein „Afghanistan-Schulen e.V.“. Frauen sind zunehmend rechtlos, wertlos in den Augen der meisten Taliban. Auch wenn die Mädchen in den Provinzen, in denen der Verein aktiv ist, noch zur Schule gehen dürfen, macht sich die Vereinsvorsitzende große Sorgen: „Wer weiß, was noch kommen wird …“
Ihr Verein, den die 68-Jährige von Oststeinbek bei Hamburg aus steuert, stemmt sich dem seit 38 Jahren entgegen. 65 Schulgebäude haben sie rund um Andkhoi und Mazari-Sharif gebaut, noch mehr repariert. Ein Förderzentrum für 1200 Schülerinnen und Schüler gegründet, Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet, drei Frauenzentren eröffnet. „Uns kommen täglich neue Ideen, die Not ist so groß!“
450 Familien versorgt das Team um Marga Flader aktuell auch mit Lebensmitteln. „Die Wirtschaft ist zusammengebrochen, die Menschen hungern.“
Margas Verein ist nach der Machtübernahme der Taliban im letzten Sommer geblieben. Die internationalen Schutztruppen sind weg, viele Hilfsorganisationen haben die Arbeit eingestellt – Margas Team macht weiter. „Wenn ich sehe, was unser Verein in fast vier Jahrzehnten bewegt hat, bin ich sehr, sehr glücklich“, sagt die zweifache Mutter und gelernte Rechtsanwaltsgehilfin. Die Mädchen seien selbstbewusst geworden, möchten Ärztin, Ingenieurin, Lehrerin werden: „Sie wollen nicht aufgeben“, sagt Marga Flader, „und wir auch nicht. Unsere Schulen sind zum Glück noch geöffnet, aber es ist ein täglicher Kampf.“
97 Angestellte hat der Verein vor Ort. Viele kennt Marga persönlich. Wie die Schulen, die sie fördern, und die Familien, die sie unterstützen. Mit Videokonferenzen und Handy-Chats versucht sie, nah dran zu bleiben. „Es ist schlimm, dass ich nicht hinreisen kann. Aber das wäre noch zu gefährlich.“ 2019 war sie zuletzt dort, dann wurde die Lage heikel.
In ihrem Büro zu Hause hat sie sich ihr eigenes Klein-Afghanistan eingerichtet: mit Teppichen auf dem Boden und an den Wänden, traditionellem Teegeschirr, Gemälden und vielen Fotos. Von einem lächelt Soraya (24). „Sie war Schülerin bei uns – heute studiert sie in Kabul. Mädchen wie sie, gut ausgebildete Mädchen, sind die Zukunft des Landes!“ Vielleicht die einzige, die Afghanistan hat. „Wir mussten schon viel überstehen“, sagt Marga Flader, „Mitarbeiter wurden umgebracht, sind geflohen, wir wurden unter Druck gesetzt.“ Sie strafft die Schultern. „Aber die Frauen und Kinder brauchen uns.“

Stand 2022

Afghanistan-Schulen e.V.
INFOS: www.Afghanistan-Schulen.de
SPENDEN: DE71 8309 4495 0103 0410 50

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