Project Description

Nathalie Schaller (31)

Hoffnung, die man tragen kann

Gewalt gegen Frauen: In Indien ist sie Alltag. Um Frauen und Mädchen, die jahrelang missbraucht wurden, eine Zukunft zu geben, hat Nathalie Schaller das wohltätige Mode-Label „Glimpse“ gegründet.

Nathalie Schaller hält einen knallroten Rock in der Hand. „Den hat Gargi gemacht, das erkenne ich an der Blume auf dem Einnäher“, sagt die Stuttgarterin und lächelt. „Gargi ist toll! Sie hat so leiden müssen – und bei ,Glimpse‘ trotz allem ihre Lebensfreude wiedergefunden.“

„Glimpse“, das ist der Name einer kleinen wohltätigen Modemarke, die sich durch Spenden finanziert und eine Nähwerkstatt in Indien betreibt. „Uns geht es nicht ums Geldverdienen“, erklärt Gründerin Nathalie Schaller. „Sondern darum, Frauen, die missbraucht und entrechtet worden sind, wieder in die Gesellschaft zu holen. Ihnen ihre Würde zurückzugeben – und eine Zukunft!“

Frauen wie Gargi. Mit acht Jahren wird die heute 20-Jährige zum ersten Mal missbraucht – von ihrem Cousin. Später auch von ihrem Stiefvater. Gargi flüchtet, lebt auf der Straße, wird Opfer einer Gruppenvergewaltigung. Die Männer sperren das hilflose Mädchen ein. „Als eine Hilfsorganisation Gargi schließlich befreite“, erzählt Nathalie Schaller, „war sie krank, völlig verzweifelt, hatte keine Kraft mehr zum Leben.“ Der Platz bei „Glimpse“ war Gargis Rettung.

„Glimpse“, das ist Englisch und bedeutet „Hoffnungsschimmer“. Und Hoffnung ist das, was Nathalie Schaller ihren Schützlingen schenkt: „In unserer Nähwerkstatt in Mumbai bekommen sie eine Ausbildung Arbeit, fairen Lohn – und noch viel mehr: Wer jahrelang missbraucht wurde, hat Vertrauen und Selbstwert völlig verloren. Wir helfen den Frauen im Alltag, geben ihnen Sicherheit. Und sie sind stolz auf das, was sie leisten!“

Jedes Kleidungsstück, das später in Deutschland verkauft wird, kennzeichnen die Näherinnen mit einem eigenen Zeichen. „So weiß jede Näherin, was sie geschaffen hat, und dass man seinen Körper nicht verkaufen muss, um zu überleben.“ Und die Menschen, die die Hosen, T-Shirts, Röcke und Kleider über eine Internetseite bestellen, wissen genau, wer ihr neues Outfit gemacht hat. „Auch unsere Kunden tun so Gutes.“

Vor vier Jahren hat Nathalie Schaller das Label gegründet, ist seitdem Herz und der Motor des Projekts, arbeitet mit ihren Freunden ehrenamtlich dafür – neben der Familie, neben dem Job. „Miete, Gehälter, Material – dafür reicht das Geld, das wir durch den Verkauf einnehmen, natürlich nicht. ,Glimpse‘ lebt von Spenden.“ Ihr Ziel? Dass „Glimpse“ noch erfolgreicher wird, damit sie mehr Frauen helfen kann: „Allein in Indien gibt es über 900 000 Zwangsprostituierte – und ein Drittel von ihnen ist minderjährig!“

Was sie antreibt: „Mir ist klar geworden, wie viel Glück ich selber hatte. Ich bin behütet aufgewachsen, konnte studieren, reisen, habe einen tollen Mann und eine süße Tochter. Die Frauen in Indien hatten nie eine Chance auf all das.“ Wenigstens ein bisschen Glück will sie mit „Glimpse“ zurückgeben.

Stand 2015

GLIMPSE CLOTHING gGmbH
INFOS: www.glimpse-clothing.com/
SPENDEN: DE92 6005 0101 0002 3587 98

Unsere PREISTRÄGERINNEN 2024