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Sandra Mertzokat (45)

Weil das Leben auch im Rollstuhl Spaß machen soll

Bald ist es so weit: Im Mai zieht „Collin“ bei Janina Sommer ein. Die 28-Jährige freut sich wie verrückt auf den Golden Retriever. Janina sitzt im Rollstuhl, seit sie 16 ist – die Folge eines Unfalls: „Ich wurde bei 180 Stundenkilometern aus dem Auto geschleudert.“ Als sie aufwacht, ist sie ab dem fünften Halswirbel gelähmt, kann nicht mal mehr die Finger bewegen. Der Alltag ist schwer, darum wünscht sich Janina einen Therapiehund – doch der kostet 30 000 Euro.

Jetzt hat die ELFMETERstiftung ihren Traum wahrgemacht: Bald ist „Collin“ durch die Ausbildung, dann wird er Janinas bester Freund und Alltagshelfer. Wird ihr Türen öffnen, den Trockner ausräumen und Hilfe holen, wenn ihr Kreislauf schlapp macht. „Mit ihm wird alles leichter“, sagt die junge Frau aus Lindlar, ihre Augen strahlen – und die von Sandra Mertzokat gleich mit.

Sie hat selbst erlebt, wie ein Moment alles verändert, was das Leben ausgemacht hat. Wie wichtig dann helfende Hände und Herzen sind. Im Oktober 2008 verunglückt ihre Tochter Emma Rosa im Urlaub, gerade acht Jahre alt. Danach ist das Mädchen vom zweiten Halswirbel abwärts gelähmt. „Emma konnte sich nicht mehr bewegen, nicht allein atmen.“ Bis heute fällt es der Hotelfachfrau schwer, darüber zu reden. „Aber als wir nach einem halben Jahr Bangen aus der Klinik kamen, mussten wir lernen, das Schicksal zu akzeptieren.“ Dabei sind die Probleme groß: „Wir wollten mit unseren drei Kindern, mit Emma, natürlich im vertrauten Umfeld bleiben. Dafür mussten wir unsere Hochparterre-Wohnung umbauen lassen, brauchten ein behindertengerechtes Auto…“ Zum Riesenschock kommen Geldsorgen: „Wir hatten keine Unfallversicherung.“

Michael Weichler, ein Nachbar und heute Freund der Familie, organisiert mit vielen Helfern anfangs einen Charity Lauf der Grundschule von Emma und später Benefizveranstaltungen zugunsten der Familie – die größte Not ist gelindert. Doch Sandra fragt sich: Was tun andere Familien in so einer Lage? Sie will helfen, ihnen wenigstens ein bisschen Last abnehmen und etwas zurückgeben.

Am 30. Oktober 2011 gründet sie mit Michael Weichler und zwei Freunden die ELFMETERstiftung – die heißt so, weil Fußball Emmas liebstes Hobby war. Sie gewinnen Unterstützer aus Sport und Wirtschaft, holen prominente Botschafter an Bord. Emma ist stolz auf ihre Mama: „Sie sagte oft, dass es ja eigentlich auch ihre Stiftung sei.“

Heute erfüllt Sandra Mertzokat Kindern und Jugendlichen, die bis zum 25. Geburtstag am Rückenmark verletzt wurden, große und kleine Wünsche. „Ein Mädchen bekam einen Basketball-Rollstuhl, heute spielt sie damit in der A-Nationalmannschaft.“ Ein anderes träumte trotz Beatmungsmaschine von Gesangsunterricht: „Den haben wir ihr finanziert.“ Die Stiftung half einer Mutter beim behindertengerechten Umbau ihres Autos, spendierte einer anderen den dringend nötigen Urlaub.

Jeder Einsatz, jeder Erfolg tut auch Sandra Mertzokat gut. Emma ist in ihren Gedanken immer dabei. „Ich überlege oft, wie sie wohl findet, was wir hier tun“, sagt die dreifache Mama. „Bestimmt gut.“ Ihr Mädchen kann ihr selbst keine Antworten mehr geben. Emma starb 2014 an einer Virusinfektion – da war sie gerade 14 Jahre alt.

Stand 2018

ELFMETERstiftung
INFOS: www.elfmeterstiftung-duesseldorf.de
SPENDEN: DE94 3005 0110 1006 0114 21

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